Eines der ersten Dinge, die man mir über Russland erzählte, war, dass man hier Weihnachten anders und nicht zu dem gewohnten Zeitpunkt wie in Deutschland feiert. Ich habe mich lange gefragt, warum das so ist, wie es dazu gekommen ist und was daran so anders ist. Diese Fragen wurden mir nach und nach beantwortet.

Was so anders ist an einem Russischen Weihnachten oder auch Roschdestwo (Geburt), ist leicht zu beantworten, es ist der Zeitpunkt. Denn in Russland feiert man Weihnachten nicht wie in Mitteleuropa am 24.12 sondern in der Nacht vom 06. auf den 07.01. Das ‚Warum‘ ist für mich sehr interessant, denn im Gegensatz zu meiner anfänglichen Meinung war das nicht immer so, sondern hat sich erst in der Sowjetzeit so weit entwickelt. Noch vor ungefähr 100 Jahren feierte man in Russland genau zur gleichen Zeit Weihnachten wie überall anders auch. Aber nach der Oktoberrevolution verboten die Bolschewiki Weihnachten und alle anderen christlichen Feiertage. Dazu kam, daß man den Julianischen Kalender abschaffte. Allerdings hält die Orthodoxe Kirche weiter daran fest, so dass sich das Weihnachtsfest um 13 Tage verschiebt. So kam es, das dem Neujahr eine wichtige Rolle zu teil wurde.

Man konzentrierte sich von da an eher auf Weltliche Feiertage, das heißt Silvester. Aber wie bei uns nach Weihnachten 2 Feiertage anstehen so ist es auch in Russland nach Silvester so.

Ein weiterer Unterschied ist, dass es hier keinen Weihnachtsmann gibt, sondern Ded Moros (Väterchen Frost) und Snegurotschka (Schneemädchen) ebenso wie einen Jungen namens Neujahr. Diese drei kommen zu Neu Jahr mit einem Pferdeschlitten vom Nordpol und beschenken die Menschen. So feiert man im Prinzip Weihnachten an Silvester und wenn bei uns die drei Heiligen Könige anstehen ist hier Weihnachten.

Silvester feiert man im Familienkreis und Weihnachten mit Freunden. Da man sich aber bereits zum Neuen Jahr beschenkt, gibt es zu Weihnachten keine Geschenke mehr.

Für einen Mitteleuropäer mag es wie eine verkehrte Welt erscheinen, wenn man zu Neujahr um einen Tannenbaum (Jolka) tanzt und auf den Glückwunschkarten Weihnachtsmänner abgebildet sind. Aber hier ist es doch normal.

Johanna Schirling, 10.01.05