Ich besuchte diese 3 Städte mit unterschiedlichen Hintergründen. St. Petersburg war eine Station auf meinem Weg nach Ufa. Dort verbrachte ich nur eine Woche um an einem Seminar teil zunehmen. In Ufa verbringe ich ein Jahr meines Lebens. Dort arbeite und lebe ich. Und Samara ist der Ort wo ich öfters Urlaub mache. Wo ich meine Familie treffe und einfach den Alltag vergessen kann. Alle 3 Städte haben einen unterschiedlichen Eindruck bei mir hinterlassen. Ufa, Samara und St. Petersburg. Unterschiedlich wie Tag und Nacht: während die eine glanzvoll ist, scheinen die anderen beiden verschwommen und ausdruckslos auf den ersten Blick.

Ich habe von St. Petersburg nicht viel mehr gesehen, als jeder Tourist zu sehen bekommt. Die schönen und guten Seiten, aber nicht die Seiten die zeigt, dass auch dort nicht alles so schön ist wie es scheint. All die prachtvollen Bauten, haben auch mich beeindruckt, vor allem auch die Geschichte die damit verbunden ist. Das ist etwas besonders und auch in anderen Ländern nicht leicht zu finden. St. Petersburg, und damit Russland, hat eine besondere Geschichte. Nicht jede Stadt kann auf so etwas zurück blicken und ich bin sehr froh diese Stadt mir etwas näher betrachtet haben zu können. Wenn man mit diesem Eindruck wie ich, dann das erste mal mit einer Stadt wie Ufa konfrontiert wird, erleidet man garantiert einen Kulturschock. Denn das auf Touristen ausgerichtet St. Petersburg kann man nicht mit einem von Plattenbauten dominierten Stadtbild vergleichen, das noch sehr von dem altem Regime geprägt ist. Hier ist nichts extra dafür hergerichtet die Weltbevölkerung zu beeindrucken und vielleicht auch einzuschüchtern. Ufa ist voll von Dynamik mit ihren positiven, wie auch negativen Erscheinungen. Man hat den Eindruck als wollte sich diese Stadt schneller entwickeln als sie es kann und vielleicht auch sollte. Sie hat viel zu bieten, von dem die meisten gar nicht wissen das es so was gibt: zum Beispiel das größte Reiterdenkmal Europas oder auch die akademische Bildung.

Und dann ist da Samara. Auch hier ist das Stadtbild von Hochhöusern und Plattenbauten dominiert. Doch es wirkt auf mich ausgeglichener und ruhiger, trotz der Energie die man hier fühlen kann. Warum es so viel anders scheint als Ufa ist schwer zu erklären. Vielleicht liegt das daran das ich Abwechslung von dem finde von dem was ich Ufa habe. Aber eins ist sicher, es ist wirklich anders als Ufa. Das Stadtbild mag in etwa das gleiche sein, aber in der Seele und der Mentalität kann man das nicht sagen.

Bezeichnet man in St. Petersburg Ufa als Provinz kann ich das mittlerweile verstehen. Aber irgendwie verstehe ich nicht warum man das auch über Samara sagt. Und in Samara das gleiche über Ufa. Wo doch die beiden Städte fast die gleiche Distanz zu den Weltstädten St. Petersburg und Moskau haben. Aber in Samara sich nicht als solche betrachtet.

Ja, Samara ist größer als Ufa, das ist klar. Aber dennoch ist es ebenso eine Hauptstadt, in der die Industrie aufblüht und sich die Menschen den neuen Bedingungen, die durch den Umbruch entstanden sind, anpassen müssen.

Das größte Reiterdenkmal Europas in Ufa

Was für mich auch überraschend ist, ist das mir Samara prächtiger erscheint als Ufa. Ufa wirkt verschwommen und auch etwas trist. Vielleicht weil ich hier das Gefühl habe das die Geschichte noch vorhanden ist, während sie in Ufa scheinbar vergessen ist und in keinster weise zu erkennen ist. Die alten Stadtteile unterscheiden sich Grundlegend von einander. In Ufa ist er kaum noch vorhanden, eher undeutlich als alles andere und das was da ist wird versucht zu verschönern oder zu überdecken wobei eher zweiteres der Fall ist. In Samara allerdings ist das nicht der Fall und ich muss sagen ich bin sehr froh darüber. Mir sind diese kleinen Häuser sehr viel sympathischer als ein Hochhaus. Es kommt mir vor als akzeptiere man hier, dass es so etwas gibt und man in Ufa versucht es zu vertuschen. Ufa will erwachsen werden und möchte sich bestmöglich gegenüber der eigenen baschkirischen Bevölkerung als auch den anderen Regionen zeigen. Allerdings geht die Entwicklung zu schnell und Ufa kann nicht Schritthalten mit dem eigenen Tempo, was es sich vorgibt. Gezwungen durch die Sowjetregime musste Ufa erwachsen sein, und nun versucht die fehlenden Schritte nachzuholen. Samara ist bereits erwachsen, ist mit dem jetzigen Stand der Dinge aber nicht zufrieden sondern möchte sich immer weiter und weiter Entwickeln und wachsen. Sieht man dann St. Petersburg im Gegensatz zu diesen beiden Städten wirkt es wie die Eltern. Es hat alles erreicht was es von sich selbst erwartet und muss nur noch den Standart halten. Aber wenn man sich dann im Vergleich mit den anderen Hauptstädten für Kultur messen will, hat man das Gefühl hinten anzustehen, obwohl man das ganz bestimmt nicht braucht.

Es ist schon komisch das diese 3 Städte in einem Land liegen und wenn man nach Russischen Maßstäben geht auch nicht weit von einander entfernt liegen, und doch so unterschiedlich auf einen wirken. Es ist mir schon klar das sich auch in Deutschland die Städte stark von einander unterscheiden, aber dort ist es mir nicht so extrem aufgefallen. Aber doch hinterlassen alle 3 bei mir einen starken Eindruck von Russland.

Johanna Schirling, 20.01.05