„Im Leben eines jeden Menschen gibt es ein paar Sekunden des Ruhmes, die sein langjähriges und unermüdliches Schaffen krönen. Vermutlich kann man für den heutigen Tag keine passenderen als diese klassischen Worte finden“, sagte der Künstler Filaret Shaga zur Eröffnung seiner Ausstellung „Stufen“, die seiner 35-jährigen Schöpfertätigkeit gewidmet ist.

Im Saal der Zentralen Kunstgalerie der Stadt Ufa sind seit dem 19. Januar dieses Jahres Bilder der vergangenen fünf Jahre ausgestellt. „Rückkehr“, „Erwartung“, „Stufen“, „Streben“, „Beginn“, „Stadt der Kindheit“ – die Arbeiten sind unterschiedlich, haben gleichzeitig etwas gemeinsam: eine klare Spur des individuellen Stils des Autors.

Auffällig ist die Herrschaft der leuchtenden und klaren Farben, wobei hellblau, grün und weiß überwiegen. Aus welchem Stoff auch immer die Leinwand gemacht ist, die Idee ist immer die Gleiche: er und sie. Sie ist dabei sowohl die Mutter als auch die Ehefrau, sowohl die Schwester als auch das schöne Mädchen, das sich in der Ferne versteckt.

Manchmal zeugen die Farben von einer Sehnsucht nach etwas, das nicht mehr zurückkehrt, das für immer gegangen ist, wie in „Stadt der Kindheit“ sichtbar. Shaga selbst gibt zu, noch ein anderes Lieblingsthema zu haben: das alte Ufa. So zeichnete er zum Beispiel in alten Grafiken baufällige Häuschen und stille Straßen.

Shaga ist ein Künstler, der sich ständig bewegt, ständig neue Wege sucht. Im Moment ist er dem Schaffen der Postimperialisten nah. Als beständige Vorbilder nennt er daher nur seine Lehrer Pantelejev und Burzjancev. Interessant ist, dass auf vielen seiner Bilder die Welt in einzelne Teile gegliedert dargestellt wird. Shaga selbst sagt darüber, dass dies instinktiv geschehe, er versuche nur den Mosaikcharakter der Umwelt zu zeigen, ihren Farbenreichtum und ihre Vielfalt. Er bemüht sich, eine Bodenständigkeit in seinen Bildern zu vermeiden – auch deshalb kann man darin häufig Treppen sehen, die keinen Haltepunkt haben und aus dem Nichts ins Nirgendwo führen. Außerdem hält Shaga es für gefährlich, sich von der Unruhe unseres Lebens beeinflussen zu lassen und sagt: „In der Kunst bleibt nur das Unvergängliche.“

Deshalb muten seine Helden manchmal statisch und unbeweglich an. Die in „Rückkehr“ gezeigten Pferde wirken nahezu wie ausgeschnitten aus dem blassen Karton. Sie sind ein beliebtes Motiv für Shaga, denn für ihn sind sie der Weg zu unserer gemeinsamen menschlichen Vergangenheit, „zu vorhergehenden Jahrhunderten“, als das Pferd der ständige Begleiter und Helfer des Menschen war.

Manchmal, wenn auch nur unterschwellig, ist die Welt im Stil von baschkirischen Ornamenten gemalt, wie in „Streben“ sichtbar. Auch das ein Tribut an seine Wurzeln und die Tradition.

Shaga ist nicht nur Künstler sondern auch Pädagoge. Er arbeitet viel mit Studenten, denen er versucht, seine Auffassung vom Wesen eines Künstlers zu vermitteln. Und er sagt, dass es genauso schwer sei, ein gewissenhafter Lehrer wie ein guter Künstler zu sein. Man muss alles geben. Auch deswegen erhielt Filaret Shaga am Abend seiner Ausstellungseröffnung eine Auszeichnung der UNESCO.

Venera Jusupova, Februar 2007