Wir lernen lebenslang. In der Kindheit lernen wir sitzen, krabbeln, laufen, sprechen. Danach lernt man in der Schule, studiert an der Uni, vielleicht besucht man zahlreiche Künstlergruppen und lernt dort singen und tanzen. Das durchlebt jeder Mensch.

Jetzt finde ich mich in der Lebenssituation wieder, dass ich nach meinem Studienabschluss wieder zur Schule gehe und Deutsch lerne. Es ist aber eine Volkshochschule, hier kann man alles lernen – malen, kochen, Design, viele Fremdsprachen oder Restaurant. Diese Schule hilft allen ein Hobby zu finden.

Die Volkshochschule besuche ich dreimal pro Woche. Der Unterricht dauert anderthalb Stunden. In meiner Gruppe gibt es 16 Menschen und zwar 16 Ausländer. Der Lehrer unterrichtet auf Deutsch.

Am Anfang war es schwer zu verstehen, was der Lehrer überhaupt sagt,doch nach 2 Wochen versteht man schon, worum es geht. Das in der Volkshochschule Erlernte hilft den Ausländern sich leichter in Deutschland einzuleben.

Durch meine Beobachtungen und in Gesprächen mit den „Kurs-Kameraden“ habe ich erfahren, dass die Mehrheit von ihnen in Deutschland leben möchte. Ich stelle mir die Fragen: Warum? Was passt ihnen in ihrer Heimat nicht? Was reizt sie an Deutschland?

Ich bin schon seit einem Monat in Deutschland und habe verstanden, dass Deutschland einfach genau so ein Land ist, wie mein Heimatland. Hier gibt es nur eine andere Sprache, andere Traditionen, eine andere Kultur und die Menschen sind auch ganz anders, genau so wie in Russland oder in den anderen Staaten.

Ich glaube, dass jeder von uns einen Kompass in sich hat, der dabei hilft, den Ort zu finden, an dem es sich gut leben lässt.

Vielleicht hängt das Streben in den EU-Ländern zu wohnen oder hier zu studieren von Ambitionen oder vom Schicksal ab.

Wenn mir jemand letztes Jahr gesagt hätte, dass ich den ganzen Sommer und Herbst hier verbringe und dazu noch Weihnachten hier feiere, hätte ich es nicht geglaubt. Die Wege des Herrn sind unergründlich! Oder ist jeder selbst seines Glückes Schmied?

Vera Tokarewa / Übersetzt von Alöna Mironowa, May 2014