Wie bereits angekündigt, will ich Euch in die unergründlichen Tiefen des deutsche Studentenlebens entführen.

Studentenausweis:

Die Studentenausweise in Deutschland sind Plastikkarten im Kreditkartenformat mit Passbild und Studentennummer. Das Geburtsdatum findet man hier wie bei uns auch nicht. Deswegen reicht der Studentenausweis nicht, um sich Zutritt zu einem Nachtclub zu verschaffen. Man sollte schon seinen Personalausweis dabei haben. Die Inhaber von Studentenausweisen genießen eine Vielzahl von Vorteilen, so zum Beispiel vergünstigten Eintritt in Museen und Kinos – wie ihr euch sicher schon denken konntet.

So kann man auch das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs kostenfrei nutzen, allerdings Wochentags nur am Abend, oder am Wochenende ganztags. Allerdings darf man dazu nicht den Studentenausweis vergessen. Ach ja, die Karte gilt nur in deiner Unistadt. Sagen wir so, wenn ihr irgendwo anders hinfahrt, müsst ihr für alles bezahlen, wie jeder Erwachsene.

Auch kann man auf die Karte Geld laden und die Karte als Zahlungsmittel in der Mensa verwenden. Und schon hat man keine Probleme mehr mit Kleingeld. Ja und in der Bibliothek kann man mit der Karte für die Benutzung von Scannern, Druckern und Kopierern bezahlen, in dem man die Karte einfach auf das dafür vorgesehene Feld legt und einem ein entsprechend der Blattanzahl entstehender Preis abgezogen wird.

Auch das Verlängern der Gültigkeitsdauer ist sehr einfach, man braucht nicht ins Immatrikulationsamt um einen neuen Stempel zu bekommen. Man begibt sich einfach in das Hauptgebäude, steckt die Karte in  einen speziellen Automat und schon wird das alte Gültigkeitsdatum entfernt und durch ein neues ersetzt.

Zusammenfassen kann man sagen, dass der Studentenausweis eine sehr clevere Angelegenheit ist und weit über die simple Dokumentenfunktion hinausgeht.

Unterricht und Studenten:

Ein Student ist auch in Deutschland ein Student. Natürlich gibt es bereits in der Gesellschaft Unterschiede, aber das ist ein ganz anderes Thema. Ich sage euch, schon das Verhältnis zu den Lehrkräften ist ganz anderes, wie auch die Einstellung zum Studium.

Der Student ist hier nicht unbedingt jung. Man trifft hier auf Leute verschiedenster Alterstuffen. In Deutschland kann man sogar bis zum 30. Lebensjahr studieren, es ist eben nicht wie bei uns, wo man ungefähr bis zum 24. Lebensjahr das Studium absolviert und sich dann in das Arbeitsleben stürzt.

Noch eine Neuigkeit, die Studenten in Deutschland studieren weniger als die Studenten in Russland. Also richtigerweise muss man sagen, sie verbringen nicht so viel Zeit in der Universität. Es gibt einfach nicht so viele Lehrveranstaltungen, wie bei uns. Die Ausbildung ist viel spezialisierter. Das bedeutet zum Beispiel, dass man keine Geschichts- oder Literaturvorlesungen besucht, wenn man Informatik studiert.

Und noch ein Vorteil des deutschen Systems, du entscheidest selber was und wie du studierst, stellst dir also einen für dich interessanten Stundenplan zusammen. Auch die Examen legst du ab, wie es dir genehm ist. Das bedeutet natürlich nicht, dass ich am 1. Januar 2 Uhr in der Nacht meine Literaturprüfung ablegen kann. Es gibt einfach einige Prüfungstermine zur Auswahl. Hier gibt es keine mir so vertrauten Studienbücher mit Noten und Unterschriften. Hier gibt es nur Examen, Examen und nochmals Examen.

Ach, eigentlich benehmen sich die Studenten überall gleich, sie sehnen sich nach Freizeit und gute Noten.

Zusammenfassung:

Die Frage ist doch, war das schon immer so, oder war nicht zu Sowjetzeiten unser System deutlich überlegen? Meine Eltern berichten immer, dass das sowjetische Bildungssystem, das beste der Welt gewesen sei. Jetzt stellt sich mir die Frage das beste der sowjetischen Welt oder der ganze Welt? Das können nur die Studenten entscheiden, Studenten, die mehrere Bildungssysteme kennengelernt haben. Mir kommt in diesem Zusammenhang eine Liedzeile eines bekannten russischen Musikers in den Kopf «Wenn eine Eiche als Affenbrotbaum geboren wird, bleibt sie bis zum Tod ein Affenbrotbaum».

Meine lieben Leser, ich möchte mit den Worten – Reisen bildet – meinen Ausflug in das deutsche Bildungssystem beenden.

Sergej Popov, Übersetzt: Ilia Nasyrov, August 2013