Wenn Sie einen bei Zeitgenossen beliebten russischen Schriftsteller sehen möchten, dann sollten Sie nach Deutschland kommen.

Die Rede ist von Wladimir Kaminer, dem Autor von „Russendisko”, „Schönhauser Allee”, „Küche totalitär” u.a. Der Moskauer, der seit vielen Jahren in Berlin lebt, gefällt den deutschen Lesern. Bereits sein literarisches Debüt “Russendisko” war ein großer Erfolg. Kaminer schreibt nicht nur Bücher (auf Deutsch), sondern produziert auch eine wöchentliche Radiosendung, führt eine Kolumne in einer populären Zeitschrift, und hält Lesungen in einem Berliner Café und in verschiedenen Ecken Deutschlands.

Selbst in Halle macht Kaminer Station. Der Schriftsteller präsentierte im Steintor-Varieté sein neues Buch “Ich bin kein Berliner” und las Fragmente, die nicht zum Buch gehörten.

Der Abend war voller Witze, als sehr anziehend erwies sich auch die Sprechweise des Autors. Dies liegt aber nicht nur an seinem starken russischen Akzent, sondern daran, dass er das Komische im Alltag sieht.

Während der Autor seine Eindrücke von der Fahrt in den Kaukasus mit uns teilte, führte er in Beispielen typische Episoden aus dem Leben an. Stimmen Sie zu, es ist eine bekannte Situation: vor der Ankunft wichtiger Personen werden im Dorf die Zäune frisch gestrichen, die Rentner setzen ihre Gebisse ein und die Angestellten kommen pünktlich zur Arbeit. Ich konnte nicht darüber lachen, im Gegenteil rief dies in mir traurige Erinnerungen an die Inbetriebnahme der Gasfernheizung in unserer Siedlung wach. Da hohe Beamten erwartet wurden, waren die Zäune komplett blau gestrichen und die Beete sorgfältig vom Unkraut befreit worden.

Trotzdem war das deutsche Publikum an diesem Abend zufrieden. Vielleicht ist gerade das das Erfolgsgeheimnis des Autors – mit Humor den Alltag zu beschreiben und Schwierigkeiten in Leichtigkeiten zu verwandeln. Und es ist ein Talent, die Deutschen zu zwingen, über sich selbst zu lachen. Ein russisches Talent, fügen wir hinzu, obwohl Kaminer auf Deutsch schreibt und auftritt.

Venera Yusupova, Alsu Achsanova, November 2008