Aus eigener Erfahrung kann ich über ein russisches Krankenhaus berichten. Ich musste dieses für 8 Tage in Anspruch nehmen, da ich eine Lungenentzündung hatte.

Der Aufenthalt hat sich für mich in vielen einzelnen Kleinigkeiten unterschieden. Ich hatte das Glück in einem 2 Bettzimmer mit einer 15- jährigen namens Lila zu kommen. Glück darum, da es meistens 4-5 Bettzimmer waren, wie in Deutschland auch. Die Situation als solche fiel mir schon besonders schwer und so war ich sehr froh darüber, nur eine Zimmergenossin zu haben.

Die Räumlichkeiten waren nicht sehr modern und ich muss auch sagen, dass manche Methoden mir recht veraltet erschienen. Eine war zum Beispiel, dass man keinen permanenten Venenzugang legte, sondern das man jeden Tag für die Infusion aufs neue eine Nadel in den Arm bekommt. Das fährt zwangläufig dazu, dass die Venen so zerstochen sind, dass man nach 3 Tagen keine brauchbare mehr findet. Das habe ich am eigenen Leib erfahren. Auch ist man nicht besonders sanft, wenn es um Spritzen geht. Mit der Zeit entstehen da auch blaue Flecke.

Eine ganz besondere Methode hat man, ein EKG anzufertigen. Da bekommt man irgendwelche Klammern um Hand und Fußgelenke und irgendwelche Noppen um die Herzgegend. Es war für mich faszinierend und erschreckend zu gleich.

Auch die Behandlungen waren ein Erlebnis. Jeden Tag bekam ich irgendetwas Warmes für 15 min auf den Rücken gestellt und ich musste etwas aus einer Maschine einatmen, von dem ich bis jetzt nicht weiß, was das überhaupt war. Aber es scheint geholfen zu haben. Meine dritte Therapie, wie es hier heißt, waren Massagen. Das Resultat davon ist, dass ich es mir 2 mal überlegen werde, ob ich so etwas noch mal will.

Ansonsten verlief ein Tag wie der andere. Wobei ich sagen muss, dass man viel mehr Freiheiten hat. Zum Beispiel kann man abends so lange aufbleiben wie man will. Und so lange du keine ärztlichen Termine hast, kannst du auch so lange schlafen wie du willst. Hast du allerdings Untersuchungen, musst du bereits um 7 Uhr aufstehen.

Das Essen wird einem nicht in das Zimmer gebracht, sondern man muss es sich im Speiseraum holen. Dazu kommt, dass man sich sein eigenes Geschirr mitbringen muss. Und man bekommt nicht mehrmals am Tag Trinken ans Bett gestellt. Ein großer Unterschied ist auch, dass man keine Dusche im gesamten Krankenhaus hat, man muss sich mit dem Waschbecken im Zimmer zufrieden geben.

Man kann Vormittags Besuch bekommen und Nachmittags auch. Allerdings ist es ein ziemlicher bürokratischer Aufwand. Der Besucher muss sich bei der Garderobe melden und dort musst eine Besuchererlaubnis für ihn liegen, sonst kommt er nicht zu der zu besuchenden Person. Will man das umgehen, lässt man auf der Station anrufen und der Patient kommt dann nach unten in den Aufenthaltsraum.

Mir schien es auch so, dass so was wie eine Schwesternklingel für Notfälle nicht existiert, da muss man sich ganz auf seine Zimmergenossen verlassen. Ich selbst hätte einmal gerne eine gehabt, als bei mir die Infusion alle war und ich den Schlauch selbst zudrehen musste, wenn ich nicht wollte, dass Luft in meine Blutbahnen gerät. Das war alles andere als angenehm!

Von diesem Vorfall einmal abgesehen habe ich das Krankenhaus vielleicht nicht gemocht, aber ich habe es ertragen. Aber eins ist auf jeden Fall sicher, ich möchte nicht noch mal in so eine Situation kommen.

Johanna Schirling, 29.12.04