Das Buch könnte rechtlich ein Symbol der BRD werden. Deutschland – das steht für Gutenberg und seine Erfindungen, für anerkannte Literaturklassiker und geniale Gelehrte, für die Bildung als eine Nationalidee und auch für Buchmessen im Weltmaßstab. Und eine der besten – die Leipziger Buchmesse – haben wir besucht.

In diesem Jahr wurde die LEIPZIGER BUCHMESSE schon zum 64. Mal organisiert. Und deshalb ist es nicht verwunderlich, dass vier Tage lang, vom 18. bis 21. März, mehr als zweitausend verschiedener Veranstaltungen auf dem riesigen Gelände der Ausstellung “Messe Leipzig“ statt fanden! Das waren Kongresse, Vorstellungen, Lesefeste, Diskussionen und Treffen mit Autoren. Die Buchmesse wurde von eineinhalbtausend Schriftstellern und Literaten besucht, unter anderem von den Nobelpreisträgern Günter Grass und Herta Müller.

Die Hauptausstellung bestand aus 2071 Verlagen aus 39 Ländern. Kleine unabhängige Druckereien waren dabei nicht weniger populär als die traditionsreichen Verlage „Brockhaus“, „Bibliographisches Institut“ oder „Breitkopf & Härtel“.

Bildlich und eigentümlich stellte die Druckerei namens Gutenberg ihre Stände vor, was ich ungewöhnlich fand, da das eine Druckerei für religiöse Literatur ist. In einer Halle stand ein Bus, der Bibliomobil hieß, wo sich alle Interessenten beraten lassen konnten. Eigene Stände hatten auch die Fernsehgesellschaften ARD und ZDF, die von der Veranstaltung live sendeten, und auch die Druckereien der Universitäten Sachsen. Die Vertreter der Martin-Luther-Universität spendeten mir neue Zeitungen und Flyer und informierten aktiv über die Uni selbst. Aber man darf sich das nicht als „eine heimliche Werbung“ vorstellen, denn die Wörter „Bildung“ und „Buch“sind in diesem Kontext fast Synonyme. Als unser Freund Peter Liebelt einmal sagte: „Ihr seid in Deutschland, das bedeutet, dass man lernen muss “. Wahrscheinlich ist das eine Ursache, warum alle Stände der Verlage, die Anweisungen für Kindererziehung, Fachliteratur und verschiedene Wörterbücher, insbesondere „Duden“ und „Langenscheidt“, herausgeben, von Lesern immer wieder belagert wurden.

Einen ganz besonderen Platz bekamen Hörbücher, Antiquariatsbücher und Weltbestseller. Ein Schwerpunkt lag jedoch auf der Sprachkultur Süd-Ost-Europas und Lateinamerikas. So wurden die Bücher aus Bosnien und Herzegowina zum ersten Mal auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt und der alljährliche Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ging an György Dalos, einen ungarischen Historiker und Publizisten. Er ist Autor des Buches „Der Vorhang geht auf. Das Ende der Diktaturen in Osteuropa“. Bisherige Preisträger waren der ukrainische Dichter Juri Andruchowytsch und der russischer Philosoph Michail Ryklin.

Russland stellte auch diesmal einige Stände aus. Und vor dem Lateinschrift-Hintergrund war das Balsam für Seele. Einer der Stände war von der Moskauer Regierung vorbereitet. Hier wurde das lesende Publikum mit den Büchern, die im Rahmen des zweckbestimmten verlegerischen Programms unter dem eigenen Patronat ausgegeben sind, bekanntgemacht.

Der zweite war von der Assoziation der Buchverleger Russlands, die die Auslandsverlage (aus Frankreich, Deutschland, Österreich, Finnland und anderen Ländern) in Russland vorstellen. Was russische Bestseller und achtenswerte Neuerscheinungen des Büchermarkts betrifft, so waren sie im Rahmen der einzelnen Exposition „Die beste Weltliteratur “ aufgelegt, wo wir „Dreadnoughts“ von Evgeni Grishkovets und das Album „Неистовый Корней“ fanden.

Aber zum Höhepunkt der Leipziger Buchmesse in diesem Jahr wurde das Anime-Festival, das in der Halle der Kinderliteratur und Comics am 20.März stattfand. Tausende von kleinen und großen Fans der aufgezeichneten Geschichte kamen in den Kostümen ihrer Lieblingshelden nach Leipzig. Blaue Avatars, Sailor Moons und Harry Potters, Prinzessinnen, Sterwellas und Hamster. Sachsen wurde zu Köln in einer lustigen Faschingszeit. Mit einem kleinen Flashmob auf der Treppe der Messehalle wurde das Festival eröffnet, in dessen Rahmen der Kostümwettbewerb stattfand. Für Anime-Fans wurden an diesem Tag viele Überraschungen vorbereitet, unter anderem die noch nach der Druckfarbe riechenden Comics und Bücher, neue Spiele und Filme, die „hier und jetzt“ präsentiert wurden, und zahlreiche fantastische Installationen.

Diese vier Tage hindurch fand „Leipzig liest“, das Begleitprogramm zur Buchmesse, statt; etwa dreihundert Theater, Bibliotheken und Buchhandlungen der Stadt unterstützten diese Veranstaltung. Sie organisierten ihre Treffen mit Publizisten, Schriftstellern und Poeten sowie Dichterlesungen.

Dieses große denkwürdige Buchereignis endete am 21. März. Traditionell wurde der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen. Jede Auszeichnung in Höhe von 45.000 Euro erfolgte durch die Entscheidung einer siebenköpfigen Jury nach den Kategorien Belletristik, Sachbuch und Essayistik sowie Übersetzung. Unterstützt wird der „Preis der Leipziger Buchmesse“ durch den Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig. Die Preisträger dieses Jahres sind Georg Klein, Ulrich Raulff und Ulrich Blumenbach.

156.000 Menschen besuchten die Ausstellung, das ist um ca. neuntausend mehr, als im Vorjahr, was zur Höchstleistung für die Leipziger Buchmesse wurde.

Julia Baydzhanova, Sofya Kovalenko, März 2010