Dass Musik, insbesondere das Spielen russischer Lieder mit Gitarre und entsprechender gesanglicher Begleitung einen wichtigen Bestandteil der russischen Abendgestaltung bildet, konnten wir bisher schon zahlreich erleben. Ob im Park, an der Haltestelle oder in den eigenen vier Wänden, eine Gitarre findet sich immer und spontan erschallen bekannte Lieder von Gruppen wie Kino, 5Nizza und Bravo.

Der vergangene Freitag gestaltete sich jedoch etwas anders. Zwar ertönten auch wohlbekannte Klänge, diesmal waren es jedoch keine russischen, sondern englischsprachige, vor allem amerikanische Rockklassiker, welche von der Gruppe Melamori Blimm in der Lagune gespielt wurden. Gewöhnlich tritt in dieser Bar allwöchentlich die Band Outrider mit englischsprachigem Rock auf. An diesem Freitag konnten nun Melamori Blimm zum ersten Mal den Abend eröffnen und eine Art Vorprogramm gestalten.

Leider sind solche Auftritte für die junge Band Melamori Blimm aufgrund der großen Konkurrenz anderer junger Gruppen bisher selten. Angestrebt wird nun jedoch regelmäßig in dieser Form in der Lagune aufzutreten, um einen größeren Bekanntheitsgrad in Ufa zu erwerben. Und die Vision lautet, irgendwann regelmäßig die eigenen Lieder zu präsentieren und so schreiben, komponieren und proben sie nebenbei ihre eigenen russischen Stücke über die Liebe und das Leben.

Trotz der großen Leidenschaft für die Musik betrachten Melamori Blimm ihre Zukunft rational. Zwei Bandmitglieder, Ruslan und Shenja, arbeiten bereits, die anderen beiden, Arthur und Slava, studieren noch, streben ebenfalls solide Berufe an und malen sich ihre Zukunft als Band bescheiden als Freizeit- und Abendbeschäftigung aus, bestenfalls als Möglichkeit um sich ein wenig Geld zusätzlich zu verdienen. Diese solide Einstellung zum Leben und zur Musik verliert sich glücklicherweise während ihrer Auftritte und es scheint als wäre die Musik ihr Mittelpunkt der Welt und das Einzige, was bewegt, berührt, begeistert.

Anscheinend hat auch ihr Auftritt berührt und begeistert, offensichtlich etwas bewegt, denn nach dem Konzert wurden ihnen weitere Termine für Auftritte angeboten. Und so stehen die Chancen trotz aller Schwierigkeiten, die eine junge Band in Ufa, Russland, der Welt so haben kann, gut, zukünftig weiterhin vor Publikum auf Brettern, die für sie die Welt bedeuten, performen zu können. Sollte die Zukunft allerdings doch einen anderen Weg weisen, finden sich in Ufa sicherlich viele Parkbänke, Haltestellen und Wohnzimmer mit vielen musikbegeisterten russischen Seelen, um den Abend, das Wochenende oder einfach das Leben zu feiern.

Julia Glathe, Juni 2008