Jährlich steigt die Zahl der russischen Studenten, die das Studium nicht in ihrer Heimat sondern an einer ausländischen Universität bevorzugen. Dabei wird von jedem 10ten Deutschland gewählt. Warum? Das Studium ist anspruchsvoll und nicht teuer! Die Hochschulbildung ist in Deutschland kostenlos, obwohl es in einigen Bundesländern Änderungsanträge zum Hochschulgesetz angenommen wurden, und es ist abzusehen, dass das Studium wohl kostenpflichtig werden wird. Aber solange die Politiker noch nicht alle Hochschulen dazu zwingen können, kann man getrost in Deutschland ein Studium beginnen.

Von einer Prüfungszeit bis zur anderen…

Bevor man den wichtigen Beschluss trifft, in Deutschland zu studieren oder nicht zu studieren, sollte man das deutsche Hochschulsystem kennen lernen. Das Prinzip, das jedem russischen Studenten bekannt ist, „von einer Prüfungszeit bis zur anderen leben die Studenten lustig“, funktioniert in diesem Fall nicht. Das Hauptprinzip der Hochschulbildung in Deutschland ist die „akademische Freiheit“. Darunter wird verstanden, dass der Student seine Zeit selbst so organisieren muss und dass er den ziemlich hohen allgemeinen Anforderungen entspricht. Die „Akademische Freiheit“ wird nie zur Anarchie oder zur Faulenzmöglichkeit. Hier haben die Deutschen auch alles durchdacht. Für die Anwesenheit in einer Vorlesung bekommt der Student einen Sitzschein, eine Bescheinigung über die „passive“ Teilnahme, und für verschiedene Arbeiten kriegt er Scheine über die „aktive“ Teilnahme. Wenn der Student nicht die notwendige Zahl dieser Scheine hat, wird er zur Prüfung nicht zugelassen. Dafür würde bei uns mit der Exmatrikulation gedroht und der Nachname des Studenten würde noch einen Monat lang auf der „Schwarzen Liste“ des Fakultätsaushanges stehen. In Deutschland muss man einfach „sitzen bleiben“, d. h. ein Semester wiederholen.

Das Studienjahr wird in Deutschland in 2 Semester geteilt: Das Wintersemester läuft von Oktober bis März und das Sommersemester geht von April bis September. Die vorlesungsfreie Zeit beträgt gut fünf Monate! Dies bedeutet aber nicht, dass Studenten in der Zeit auf der faulen Haut liegen können. Sie müssen das Studienmaterial wiederholen, sich auf das neue Semester vorbereiten, die übrig gebliebenen schriftlichen Arbeiten fertig stellen. In dieser Zeit finden auch die Prüfungen statt. Man kann ein Praktikum im Ausland machen, oder sich einfach erholen, was auch nicht ausgeschlossen ist!

Die Martin-Luther-Universität

Die Studiendauer an einer deutschen Hochschule beträgt im Durchschnitt 6 bis 10 Semester, abhängig von dem wissenschaftlichen Grad, den der Student erlangen möchte. Das Studienprogramm in jedem Studiengang wird in zwei Perioden geteilt: Das Grund- und das Hauptstudium. Das Grundstudium geht über 4 Semester. Hier bekommt der Student die Basiskenntnisse in seinem gewählten Fachgebiet und in den Nachbarwissenschaften. Abschließend muss eine Zwischenprüfung oder Diplomvorprüfung bestanden werden. Die restliche Zeit ist für das Hauptstudium eingeplant. In dieser Etappe vertieft der Student die Grundkenntnisse des ausgewählten Faches. Zum Abschluss bekommt der Student abhängig vom Studiengang ein Diplom (naturwissenschaftliche und technische Studiengänge), den akademischen Grad des Magisters (Geisteswissenschaften, Soziologie) oder macht das Staatsexamen (Lehrer, Ärzte, Pharmazeuten, Juristen). Durch die Hochschulreform ist ein Teil der Studiengänge auf das europäische System umgestellt worden, wobei diese Absolventen die ebenfalls weltweit anerkannten akademischen Grade Bachelor und Master erhalten.

Übrigens, einige Deutsche mögen es, „ewige“ Studenten zu sein und bringen es fertig, ihr Studium bis auf 10 Jahre zu verlängern. Ein Student hat in diesen Land mehr als genug Sonderrechte, und nicht alle haben es eilig, von diesem Abschied zu nehmen. Hinzu kommt, dass man das Studium auch unterbrechen kann, um ins Ausland zu gehen, etwa als Freiwilliger nach Afrika.

Kenntnisse sind mehr wert als Geld

Jetzt, wo Du Dich fest entschieden hast, an einer deutschen Hochschule zu studieren, ist es höchste Zeit, das Immatrikulationssystem kennen zu lernen. Unserer Meinung nach hat es eine Reihe von Vorteilen. Erstens brauchst Du Dich nicht fieberhaft auf die Aufnahmeprüfungen vorzubereiten und versuchen, in einer Nacht Chinesisch zu lernen, um dann vor der Tür des Aufnahmeausschusses zu zittern. Aufnahmeprüfungen als solche gibt es in Deutschland nicht. Zweitens erlaubt dieses System sich auf seine eigene Kenntnisse und Interessen zu verlassen, und nicht auf die Portemonnaiegröße Deiner Eltern.

Die Aufnahme der Studenten an der Universität erfolgt zweimal im Jahr. Die Bewerbungen für das Wintersemester sind bis zum 15. Juli einzureichen, für das Sommersemester bis zum 15. Januar. Eine Bewerbung können ausländische Studenten auf zwei verschiedene Weise abgeben: Entweder im Ausländeramt der ausgewählten Universität oder beim Verein uni-assist in Berlin. Das Aufnahmesystem durch diesen Verein nutzen zurzeit über 70 Universitäten Deutschlands. Es erleichtert sowohl den Bewerbungsprozess für die Studienbewerber (bei der Einreichung der Dokumente für mehrere Hochschulen muss man nur einen Dokumentensatz schicken), als auch den Aufnahmeprozess für die Hochschulen (der Verein überprüft vollständig alle Dokumente, so dass den Hochschulen der größte Teil der Arbeit abgenommen wird).

Die Studenten auf dem Uniplatz

Welche Dokumente und Formalitäten für die Aufnahme an eine Hochschule erforderlich sind, kannst Du unmittelbar an der Uni erfahren oder auf ihrer offiziellen Web-Site sowie auf der uni-assist-Site. Beachte, dass die Mehrheit der Universitäten bei der Bewerbung ein Sprachzertifikat fordert (DHS, Sprachdiplom, DaF), das man im Voraus besorgen muss. Wenn auch Deine Dokumente nicht ausreichend sind, um eine Zulassung zu bekommen (Dein russisches Schulzeugnis ist z.B. noch nicht ausreichend, um einen Anspruch aufs Studium an einer deutschen Hochschule zu haben), ist es auch kein Problem. Du kannst zuerst in ein Studienkolleg aufgenommen werden und nach erfolgreichen Prüfungen Dein Studium an der Hochschule aufnehmen.

Das ewige „Visum-Thema“

Nach dem erfolgreichen bürokratischen Kampf um die Papiere kannst Du eine Bescheinigung bekommen darüber, dass Du Studienbewerber an einer deutschen Hochschule bist. Mit diesem Dokument kannst Du schon ein deutsches Visum als Studienbewerber erhalten. Ein Visum beantragen kann man auch, wenn Du eine positive Antwort aus einer Universität bekommen hast, den so genannten Zulassungsbescheid, der normalerweise Ende August bis Anfang September ausgestellt wird.

Die Bearbeitung der Dokumente von Studenten dauert in der deutschen Botschaft 17 Arbeitstage. Deswegen besorge Dir Dein Visum frühzeitig, damit Du rechtzeitig zum Studienanfang (Anfang Oktober) einreisen kannst. Und komme nicht auf den Gedanken mit einem Touristenvisum nach Deutschland zu fahren und zu hoffen, dass das dann an Ort und Stelle in ein studentisches umgewandelt werden wird. Das funktioniert nicht! Du musst dann wieder nach Russland zurückfahren und das oben beschriebene Verfahren durchlaufen.

Wo und wovon kann man leben?

Nach der Ankunft in Deutschland braucht man als Erstes eine Wohngelegenheit, um nicht auf der Straße zu leben. Normalerweise wählen die Studenten zwischen Wohnheim und WGs. Beides ist nicht teuer und lustig. Bei der Suche nach Deinem „Zuhause“ helfen zum einen die Uni-Website und zum anderen Immobilien-Seiten im Internet. Die Miete hängt von solchen Parameter ab wie z. B. Art der Wohnung, der Qualität, der Lage usw. Die minimale Miete, mit der man rechnen muss, beträgt etwa 150 Euro.

Deshalb ist es notwendig, sich bei der Bewerbung an einer Hochschule darum zu kümmern, wovon Du leben wirst. Das Lebensniveau ist in Deutschland hoch, das heißt, dass die Ausgaben auch hoch sind. Laut Gesetz soll ein Student über etwa 600 Euro im Monat verfügen. Von den Universitäten gibt es keine Stipendien für ausländische Studierende. Es ist auch schwer, sie bei verschiedenen Stiftungen und Organisationen zu bekommen. Du musst daher eher eine Arbeit suchen. Für Studenten, die nicht aus den EU-Ländern kommen, gibt es Einschränkungen. Ohne Arbeitserlaubnis können sie maximal 180 Tage im Jahr arbeiten. Für alle Beschäftigungsarten muss man eine spezielle Erlaubnis beantragen. Und diese wird nur in dem Fall ausgestellt, wenn die Arbeit dem Studium nicht schadet. Aber man muss nicht verzweifeln, einen Ausweg kann man immer finden.

Das Material wurde vorbereitet von
Dilara Dilmukhametova, Inna Elshina,
15.10.2005

www.moskau.diplo.de
www.uni-assist.de
www.studieren.de
www.hochschulkompass.de
www.daad.de