Manchmal scheint es einem, Deutschland sei ein ganz anderes Land. Es war sogar seltsam, von irgendwelchen Problemen der Deutschen, von Schwierigkeiten des hiesigen Lebens zu hören. Ja, hier ist alles anders. Doch jeder Ort hat seine ganz eigenen Probleme, ganz eigene Schwierigkeiten…

Am frühen Morgen versammelten wir uns auf dem Marktplatz. Noch halb im Schlaf fuhren wir mit dem Rad durch die Stadt. Aber diese Schläfrigkeit verschwand, als wir bald lachende Kinder sahen.

Der städtische Kindergarten ist eine außergewöhnliche Einrichtung. Die Gruppen werden aus dem Prinzip der Differenziertheit gebildet, um Kinder verschiedenen Alters zu erziehen. Das Besondere liegt darin, dass hier, neben gesunden, auch behinderte Kinder erzogen werden.

So sind wir an Ort und Stelle…

Einige von uns „wählten“ sich ein Kind aus und versuchten, etwas in gebrochenem Deutsch, Russisch, Englisch zu erklären. Andere spielten einfach mit den Kindern.

Auf den ersten Blick schienen alle Kinder völlig gesund zu sein. Leider war es nicht so. Unter ihnen gab es Behinderte. Man ließ alle Kinder zusammen spielen, um die Grenze zwischen gesund und ungesund zu verwischen. Im Kindergarten gewöhnen sich die Kinder daran, einen Behinderten als einen gleichwertigen, normalen Menschen zu betrachten. Sowas hatte ich in Ufa nie gesehen.

Nach den Spielen gingen wir uns den Kindergarten von innen ansehen. Gute Innenausstattung, Erholungsräume, Räume für Kunsttherapie und vieles mehr – von all dem kann man in Russland nur träumen.

Außerdem hatten wir die Möglichkeit noch eine soziale Einrichtung kennen zu lernen – die Aidshilfe. Diese Organisation besteht schon 16 Jahre lang, und sieht ihr Hauptziel in der Aidsaufklärung und -vorbeugung. Dies tun ihre Mitarbeiter, indem sie in die Schulen gehen und Aktionen unterschiedlicher Art durchführen. Dabei umfasst ihre Arbeit folgende Richtungen: Gespräche über Vorbeugung, Informationsarbeit, Hilfe für Kranke und deren Familien, Telefonberatungen und pathogenetische Arbeit. Eine wichtige Rolle bei der Organisierung der Arbeit spielen die Stadtverwaltung und Sponsoren, die je nach Möglichkeit Hilfe leisten.

Man führte mit uns ein Gespräch und erzählte, wie sich das HIV verbreitet. Zuerst wurden durch Fragen unsere Kenntnisse überprüft, danach das Wissen anschaulich gefestigt. Als Andenken wurden Kugelschreiber, Postkarten und Kondome verteilt.

Es gibt in Deutschland eigene Probleme. Dieses Land gibt nicht auf und versucht sie zu lösen – zur Nachahmung empfohlen!

Anna Starzewa, Ajdar Mamin