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„In der Freundschaft liegt unsere Stärke“ – nur einer der vielen Sprüche auf den bunten Bannern, die am Dienstag in Ufa zu bewundern waren. Anlass war der „Tag der Jugend“, ein jährlich wiederkehrendes Element zur Einstimmung auf den baschkirischen „Tag der Republik“ am 11. Oktober. Während in Deutschland Veranstaltungen dieser Art meist ungeliebtes Pflichtprogramm darstellen – mancher wird sich an verhasste Schulaufführungen erinnern – wird Jugendbeteiligung in Russland noch ganz groß geschrieben. Vor allem, wenn es gilt, zu gewinnen und somit die anderen Mannschaften auszustechen.

Roter Teppich

In diesem Jahr traten immerhin fast 30 an und versuchten mit ausgefallenen Choreographien, Sketchen und gedichteten Lobeshymnen auf Baschkortostan nicht nur die Jury, sondern auch Präsident Rachimov zu beeindrucken. Der war zu einer kurzen Stippvisite auf den Sovetskaja Plosh’ad’ gekommen, wurde gefeiert wie ein jugendlicher Pop-Star, ging schnellen Schrittes kurz durch die Massen und zog sich dann wieder in seine warme Residenz zurück. Ein sehr kurzer Auftritt, der all die Stellproben und das Rote-Teppich-Kehren zuvor überflüssig erscheinen ließ.

Pokale

Für den Rest der Massen hieß es nach seiner Verabschiedung „weiter frieren“, denn es sollten schließlich alle Gruppen das Recht haben, ihr Showprogramm zu präsentieren. Die Jugendorganisation der russischen Regierungspartei „Edinaya Rossia“ genauso wie das „College für Autobau“.

Auch das Baschkirisch-Deutsche-Jugendforum war mit passendem Programm vertreten. Zwölf Leute, sechs Stoffbahnen und eine Botschaft: Halle und Ufa gehören zusammen. Das ganze anschaulich präsentiert durch eine Art Freundschaftstanz, in dem die Vereinigung der baschkirischen und deutschen Flagge zelebriert wurde. Die finale Figur, eine sechsfarbige Kurai, wurde zwar mit vielen Ohs und Ahs von Seiten des Publikums bestaunt, einen Pokal gab es aber leider am Ende nicht. Dafür ganz wie in sowjetischen Zeiten eine rote Nelke, ein eingerahmtes Diplom und eine gänzlich unsowjetische Tüte voller Werbegeschenke der Mobilfunkfirma Megafon.

Pokale durften schließlich die anderen Mannschaften vor dann bereits deutlich dezimiertem Publikum in Empfang nehmen, denn die Mehrheit der Zuschauer hatte nach sechs Stunden Kälte endgültig kapituliert. Da halfen am Ende auch alle Begeisterung, Engagement und Vaterlandsliebe nicht mehr.

E.Lehmann, 11.10.06