Touristen in Ufa haben es definitiv nicht leicht. Vor allem die, die kein Russisch sprechen, haben in der baschkirischen Hauptstadt nahezu verloren. Denn während Hochburgen wie Moskau oder St. Petersburger mit bunten Reiseführern in jeder gewünschten Sprache über die Schätze ihrer Stadt aufklären, muss man sich in Ufa mit ein paar veralteten Postkarten und dem Halbwissen seiner Mitmenschen begnügen. Dabei mangelt es nicht an Stadtführern aus Fleisch und Blut. Nur leider sprechen auch die meist nur Russisch.

Salavat-Julajev-Denkmal

Diesen für eine Hauptstadt dramatischen Zustand zu ändern – das haben sich nun ein paar Studenten der germanistischen Fakultät der Baschkirisch-Staatlichen Universität in Ufa zur heldenhaften Aufgabe gemacht. Nach mehreren Wochen Vorbereitung kam es am vergangenen Sonntag nun endlich zur Premiere. Der Besuch eines deutschen DAAD-Lektors aus Moskau wurde spontan zum Anlass genommen, die mühsam zusammengetragenen Informationen so zu sagen am lebenden Objekt zu testen. Das ganze zwar unter erschwerten Bedingungen, denn minus 15 Grad Außentemperatur sind nicht unbedingt die besten Bedingungen für eine mehrstündige Stadtführung. Aber im Gegensatz zu professionellen Stadtführern ist man ja flexibel und so wurde die Tour ein wenig abgekürzt.

Vom obligatorischen Salavat-Julajev-Denkmal über die BGU bis zur Oper auf der Leninstraße ging es vorbei an Denkmälern, die für jeden Ufa-Besucher ein Muss sind. Das ganze versehen mit spannenden Anekdoten über die Entstehung des Flusses Belaja und nützlichen Informationen zu wichtigen Personen der baschkirischen Metropole – alles in fließendem Deutsch natürlich.

Hilfe bei der Informationssammlung und Übersetzung haben die Studenten kaum erhalten. Alsu Akhsanova, selbst Deutsch-Studentin im vierten Studienjahr, berichtet stolz: „Die meisten Informationen haben wir uns selbst aus Büchern zusammen gesucht. Wenn wir Fragen bei der Übersetzung hatten, konnten wir natürlich zu unseren Lehrern gehen.“

Anfangs hätten sie auch Hilfe von einer professionellen Stadtführerin gehabt. Die wollte aber ihre Informationen nicht preisgeben. Schließlich stellen die Studenten schon jetzt eine ernst zu nehmende Konkurrenz dar. In nächster Zeit soll am ganzen Konzept noch ein wenig gefeilt werden, damit man in naher Zukunft auch offiziellen deutschen Delegationen die Sehenswürdigkeiten von Ufa nahe bringen kann – ohne lästige Übersetzung. Zusätzlich zum Rundgang durch die Altstadt ist zudem noch eine Bustour geplant. Und vielleicht wird es ja eines Tages auch bunte Reiseführer in jeder gewünschten Sprache geben. Deutsch wäre zumindest schon mal ein Anfang.

Elisabeth Lehmann, November 2006