Ostern ist das älteste und höchste christliche Fest. Die christlichen Kirchen feiern die Auferstehung Jesu nach seinem Kreuzigungstod am Karfreitag. Das Osterfest wird jedoch in Deutschland und Russland unterschiedlich begangen. In diesem Artikel möchte ich versuchen, die wesentlichen Hauptunterschiede herauszustellen.

Warum wird Ostern zu verschiedenen Zeitpunkten gefeiert?

Das erste, was ins Auge fällt, ist die Tatsache, dass Ostern in Deutschland und in Russland zu verschiedenen Zeitpunkten gefeiert wird. In diesem Jahr ist das katholische und evangelische Ostern auf den 27. März gefallen, und die orthodoxe steht uns noch am 1. Mai bevor.

Schon einige Zeit vor Ostern „sprießen“ Eier aus den Bäumen!

Der Grund dafür liegt in der Geschichte. Die Auferstehung Jesu war auf das jüdische Pessahfest gefallen, das am ersten Frühlingsvollmond begangen wird. In den ersten Jahrhunderten waren christliche Gemeinden nicht einstimmig und haben Ostern zu verschiedenen Zeiten gefeiert. Im Jahre 325 wurde in Nicäa das erte Konzil zusammengerufen, wo der Tag, an dem Ostern begangen werden sollte, festgelegt wurde: am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond, aber eine Woche nach dem jüdischen Fest (Im Jahr 2005 wird es am 24. April gefeiert). Die orthodoxe Kirche hält sich bis heute noch an diese Regeln. Katholiken und Protestanten bringen dagegen das Osterfest nicht in Beziehung mit dem jüdischen Fest und feiern die Auferstehung Jesu gleich am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling.

Woher kommt der Name des Festes?

Der russische Name „Pascha“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Erlösung“. Der Ursprung des Wortes „Ostern“ ist umstritten. Vermutlich geht das Wort auf den althochdeutschen Namen eines Frühlingsfestes ostarum oder auf eine germanische Frühlingsgöttin mit dem Namen Ostara zurück. Andere vermuten den Ursprung des Wortes Ostern in dem Wort Ost, weil in dieser Richtung im Frühling die Sonne aufgeht.

Verschiedene Traditionen

Ostertraditionen haben eine sehr lange Geschichte. Die meisten gehen noch auf die heidnischen Zeiten zurück und erhielten später christliche Interpretation. Die Hauptsymbole von Ostern bleiben in Russland und in Deutschland dieselben: so finden wir zum Beispiel zu Ostern bunt bemalte Eier auf dem Tisch. Aber was gibt es besonderes und ungewöhnliches in deutschen Traditionen?

Ostereier

Das Ei war schon von alters her ein Symbol des Lebens, der Fruchtbarkeit und der Lebenserneuerung. Für die Christen ist das Ei in erster Linie ein Sinnbild für die Auferstehung, da aus dem Ei neues Leben hervorgeht.

Der Brauch des Eierfärbens ist in Deutschland seit dem 13. Jahrhundert bekannt. Während der Fastenzeit war das Essen von Eiern verboten. So wurden vierzig Tage lang keine Eier verbraucht. Um sie länger haltbar zu machen, kochte man die Eier. Man sagt, dass man Pflanzenteile zum Färben der Eier mit in das Kochwasser tat. So konnte man später besser unterscheiden, welche Eier schon gekocht waren. Bis Ostern hatten sich so viele Eier angesammelt, die dann verzehrt werden mussten.

Heute symbolisiert das Eierfärben die Freude auf das Fest und den Anfang der Frühlingserneuerung. Sowohl in Deutschland als auch in Russland versammeln sich die Familien an einem großen Tisch und beschäftigen sich mit kreativem Schaffen, damit die bunten Eier am Ostersonntag mit Vergnügen aufgegessen werden können. Will man sich aber das aufwendige Färben ersparen, so findet man in Deutschlands Supermärkten eine riesige Auswahl an dem bunten Ovum.

Aber in Deutschland gibt es Eier nicht nur auf dem festlichen. So „sprießen“ schon einige Zeit vor Ostern Eier aus den Bäumen! Die Zweige mit frischem Grün, geschmückt mit bunten Bändern und Eiern, sind hier herkömmlicher Osterschmuck und symbolisieren Erwachen und Erneuerung in der Natur.

Ein wesentlicher und interessanter Unterschied liegt darin, dass man sich in Russland die Eier einander schenkt und in Deutschland werden die Eier vom … Osterhasen gebracht!

Wer legt die Eier in Deutschland?

Die Osterhasen begleiteten von alters her die Frühlingsgöttin Ostara. Eier legen sie erst seit dem 16. Jahrhundert. Davor brachten verschiedene Tiere wie Fuchs, Hahn, Kuckuck oder Storch die Ostergaben.

Der Hase ist aber nicht nur Götterbote, er ist auch ein altes Zeichen für das Leben und für die Fruchtbarkeit, da sie im Frühjahr sehr vielen Jungen das Leben schenken. Wenn die Menschen früher die Hasenmütter mit ihren Jungen sahen, wussten sie, dass der Winter vorüber war und die Natur zu neuem Leben erwachte.

Die Kinder suchen mit viel Freude und Vergnügen das, was der Osterhase für sie versteckt hat.

Heute sind die Osterhasen eine unentbehrliche Ostertradition in Deutschland. Sie bringen in ihren Kiepen bunt bemalte Eier, Schleckereien, kleine Geschenke und verstecken sie. Am Morgen während des Spaziergangs suchen die Kinder mit viel Freude und Vergnügen im Garten oder – beim schlechten Wetter – im Haus das, was der Osterhase für sie versteckt hat.

Beim Suchen oder Finden der Eier blieb die Farbe nicht bedeutungslos. Wenn man zuerst ein blaues Ei fand, sollte das Unglück bringen, ein rotes Ei dagegen brachte drei Tage Glück.

Die Osterzeit in Deutschland ist eine der buntesten und beliebtesten. Die Supermärkte sind mit Schleckereien, Schokohasen und bunten Eiern überhäuft. Die ersten Blätterchen und Blümchen (gleichzeitig auch die ersten Eier!) kommen zum Vorschein und die Sonne scheint immer wärmer. Schneeglöckchen, Krokusse und Narzissen blühen. In Russland steht uns diese warme und fröhliche Zeit noch bevor und ich denke, dass ihr unbedingt von Johanna näher erfahrt, was für die Deutschen am orthodoxen Ostern so ungewöhnlich ist.

Inna Elshina, 07.04.2005