Für einen Russen, der zum ersten Mal nach Deutschland kommt, können Lebensbedingungen hier einfach extrem erscheinen. Und zur Vermeidung von „Unfällen“ haben wir beschlossen, auf unserer Website eine Instruktion zum Überleben zu veröffentlichen.

1. Nach einer langen und erschöpfenden Anreise, ist der erste Traum auf deutschem Boden, sich zu duschen. Gerade duschen, denn eine Badewanne steht euch meist nicht zur Verfügung. Das Wasser ist in Deutschland sehr teuer. So könnt ihr, wenn ihr ins Bad (oder in die Küche!) geht, eine Uhr mitnehmen, um die Zeit zu stoppen und es nicht zu übertreiben. Das Wassersparen führt auch zu solchen Unbequemlichkeiten beim Geschirrspülen. Wenn ihr einen Haufen unsauberer Tassen und Teller habt, kommt nicht auf den Gedanken, sie unter fließendem Wasser zu waschen. Im besten Fall führt das nur zu einer Mahnung von Eurem deutschen Gastgeber und im schlimmsten… Na, lassen wir das für euch lieber im Dunkeln. Das Spülbecken muss man zustöpseln, Wasser einlassen und dann in diesem Wasser alles abspülen. Genau so, wie wenn in Russland warmes Wasser abgeschaltet wird!

2. Und jetzt, da ihr die erste gefährliche Situation hinter Euch habt, machen wir mit der zweiten weiter. Das Essen! Wie viel bedeutet dieses Wort für das russische Herz! In Wirklichkeit ist es nicht sehr interessant: Brot, Käse, Wurst – mit einem Wort heißt das „belegte Brote“. Die Deutschen kochen nicht so gern zu Hause, deswegen müsst ihr euch schon darauf einstellen, kalt zu essen. Oder, wenn es überhaupt unmöglich wird, nehmt einen Löffel, stellt einen Topf auf den Herd und kocht.

3. Für den Fall, dass ihr Verdauungsprobleme bekommt, was vollkommen möglich ist, ist es besser „Immodium“ oder Kohlentabletten mitzunehmen. Und im Ganzen ist ein Vorrat von Arzneien zu empfehlen. In Deutschland ist es nicht so einfach, sie zu kaufen. In der Apotheke werden die meisten Medikamente ohne Rezept vom Arzt nicht verkauft, und sie kosten auch nicht wenig.

4. Ein großes Vergnügen wird Euch das Shopping in deutschen Geschäften bereiten. Die Geschäfte für Bekleidung flimmern in allen Regenbogenfarben, und diese Schönheit kann sich fast jeder leisten. Was die Supermärkte betrifft, kann man mit Sicherheit sagen, dass es nichts Einfacheres gibt. Um ein Brot zu kaufen, braucht ihr nicht unbedingt Deutsch zu  sprechen.

Legt einfach die Lebensmittel auf das Fließband und guckt auf das Display neben der Kasse. Darauf erscheint die Summe, die ihr zu bezahlen habt. Nehmt im eigenen Interesse immer eine 1-Euro-Münze mit, um einen Einkaufswagen benutzen zu können. Nach dem Einkaufen bekommt ihr die Münze zurück. Die meisten Supermärkte in Deutschland haben bis 20.00 Uhr offen, also verschiebt Euren Einkauf nicht auf den späten Abend.

5. «Heilige» Sonntage. Gerade dieses Beiwort kommt einem in den Sinn, wenn man sich daran erinnert, dass in Deutschland am Sonntag alles geschlossen hat! Das darf man nie vergessen. Und Gott bewahre, dass Ihr an dem Tag etwas dringend kaufen wollt. Übrigens kann man im Fall der Fälle zu einer Tankstelle oder einem Bahnhof laufen. Dort kann man fast zu jeder Zeit Lebensmittel und Getränke holen.

6. Es ist schwer, sich einen Russen ohne Handy vorzustellen. In Deutschland müsst ihr aber auf eure Gewohnheit verzichten, jede Stunde mit Freunden zu telefonieren. Eine Minute kostet hier 19 bis 49 Cent. Für eine SMS im Inland bezahlst Du 19 Cent und ins Ausland 29. Eine SIM-Karte kann man für 20-30 Euro kaufen. Und um das Konto wieder aufzuladen, braucht ihr nicht weniger als 15 Euro. So könnt ihr nicht so viel sprechen!

7. Und das wichtigste, warum ihr nach Deutschland gekommen seid, sind natürlich Exkursionen. Unser Mitleid gilt den Liebhaberinnen hoher Absätze. Darauf könnt ihr nicht so weit laufen. Viele Straßen in Deutschland sind nicht asphaltiert, sondern gepflastert. Natürlich passen sie ganz gut zur allgemeinen Gestalt einer alten Stadt, aber das russische Schuhwerk kann die Anmut der deutschen Kultur nicht aushalten. Deswegen geht lieber in Sportschuhen!

Und der letzte und vielleicht auch wichtigste Ratschlag ist, möglichst oft das magische Wort „bitte“ auszusprechen. Und dann seid des Lächelns von höflichen Deutschen sicher. Also nehmt bitte unsere Empfehlungen zur Kenntnis und eure Reise wird von keinem Ärger getrübt sein.

Dilara Dilmukhametova, 24.05.06