Vor kurzem endete in Deutschland das ausgelassenste Fest, der Karneval. Die Saison dauert nicht zu kurz und nicht zu lang, sondern genau so, wie es sein muss – ein paar Monate. Die deutschen Städte, besonders die Hauptstädte des Karnevals München, Köln, Bonn und Mainz, verwandeln sich für eine kurze Zeit in eine große Mega-Party, die Menschen nehmen einen kleinen Urlaub von Sorgen, Regeln und Vorschriften.

Das Volksfest beginnt im November, genauer gesagt am 11.11., wenn der Uhrzeiger eben diese Ziffern (11.11.) zeigt, und endet vor dem großen Fasten. Die Hauptfeiern fallen auf besondere Tage. An einem der verrückten Donnerstage im Februar (zur Weiberfastnacht – „Der weibliche Karneval“) amüsieren sich Frauen, Mädchen und sogar kleine Mädchen in Kostümen und Masken. Ein Mann, der ihnen begegnet, kann Pech haben. Das Mindeste, was ihm passieren kann, ist, dass er ohne Krawatte zurück bleibt, im schlimmsten Fall bleibt er ganz ohne Kleidung und wird blau vor Kälte oder rot vor Scham. Der Höhepunkt der Feier ist der Rosenmontag, die Städte erwachen an diesem Montag, laute Umzüge Kostümierter ziehen durch die Straßen, in die mit Absicht geöffneten Regenschirme fliegen Bonbons, Buntpapier oder schlimmstenfalls Bierdeckel. Besonders niedlich sehen frohe Kinder aus, die meistenteils als Prinzessinnen und Prinzen oder Teufelchen gekleidet sind. Am Aschermittwoch ist es Zeit, von der Saison der großen Feste Abschied zu nehmen.

Wir haben die Stimmung des Karnevals in vollem Umfang bereits lange vor dem Höhepunkt des Festes wahrgenommen. Aus den Schaufenstern der halleschen Geschäften schauten die Piraten, Vampire und Clowns lange fragend auf die Passanten und ihnen suggeriert, schnell ein Faschingskostüm zu kaufen. Aber kreative Bürger wandten sich stolz ab. Ein Kostüm mit eigenen Händen zu machen ist ganz einfach, wenn es Zeit und den Wunsch dazu gibt.

Die Faschingsnacht, die von der medizinischen Fakultät organisiert wurde, zeigte, dass der Phantasieflug beim Schaffen einer Gestalt grenzenlos sein kann: die Henker und ihre Opfer, Frösche, muskulöse Männer in Zimmermädchenkleidung, Hexen, Vögelchen, Schmetterlinge, Wölfe, Hasen, Taucher, Engel, Götter und Nymphen, Terroristen, Afrikaner, nicht zu reden von zahllosen Piraten.

Übrigens, der Überfluss letzterer ist leicht zu erklären. Das Thema der Party war „Meuterei auf dem Schiff“. Der Anfang der Party erinnerte uns an unseren russischen Studentenfrühling und ihr Ende an eine große Disko, in der man um jeden Zentimeter Platz kämpfen muss.

Abschließend sagen wir nur: es stellte sich heraus, dass der berühmte brasilianische Karneval einen starken Konkurrenten hat: den deutschen Fasching.

Venera Jusupova, Alsu Achsanowa, Februar 2008