Wie jedes Jahr hat auch in diesem Jahr in Ufa einmal mehr die Deutsche Woche (01.04.-05.04.) stattgefunden. Mit vielen verschiedenen Veranstaltungen, Workshops und Seminaren ist die deutsche Sprache gelehrt und gefeiert worden. Doch damit nicht genug – eine Woche später rückte die deutsche Sprache erneut in den Mittelpunkt des Ufaer Kulturgeschehens. Mit den Tagen der Deutschen Kultur (15.04.-19.04.) ist diesmal der Schwerpunkt auf Film und Musik gesetzt worden. Viel Werbung also für die Sprache von Goethe und Schiller.

Die Deutsche Woche in Baschkortostan ist im Veranstaltungskalender der Stadt Ufa schon eine echte Tradition. Seit 2004 wird jedes Jahr aufs Neue die deutsche Sprache in der Region gefeiert, wobei zeitgleich für die Sprache Werbung gemacht werden soll. Denn Deutsch ist bei Schülern und Eltern immer weniger beliebt. Viele sind der Überzeugung, dass Englisch vollkommen ausreichend ist. Dem halten Deutschphilologen entgegen, dass Deutsch in der heutigen Welt zwar kein Muss, aber ein großes Plus ist.

In Ufa gibt es kein Pendant zur Deutschen Woche, etwa englische oder französische Kulturtage. Dies unterstreicht die einzigartige Wertschätzung der deutschen Kultur in der Republik Baschkortostan. Das Besondere in diesem Jahr war, dass die beiden Hauptorganisatoren der Deutschen Woche, der Deutschlehrerverband und der DAAD, aufgrund persönlicher Querelen eigene Wege gingen. So kam es in diesem Jahr zu zwei verschiedenen Veranstaltungswochen.

Die Deutsche Woche wurde vom baschkirischen Deutschlehrerverband organisiert.  Die Vorbereitungen begannen laut Prof. Fijusa Islamowa, Präsidentin des Deutschlehrerverbandes, im Dezember des vergangenen Jahres. Neben Zuschüssen des Goethe-Instituts und Hilfen von Lokalsponsoren wurde die Deutsche Woche auch aus eigenen Mitteln des Verbandes finanziert. Wie jedes Jahr gab es in diesem Jahr wieder einen Gastdozenten aus Deutschland.  Dr. Annegret Müller, Professorin für gesprochene Sprache von der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart, führte im Laufe der Woche mehrere spannende Workshops zum Thema Rhetorik durch.

Der Schwerpunkt der Deutschen Woche lag eindeutig auf dem wissenschaftlichen Aspekt  der deutschen Sprache. Kurzreferate von Deutschstudenten beleuchteten aktuelle Probleme der deutschen Philologie. An der Wirtschaftsfakultät diskutierten Vertreter aus Wirtschaft und Forschung über die Bedeutung des Deutschen für Wirtschaftsstudenten. Neben einer eintägigen Werbetour für die deutsche Sprache nach Sterlitamak war der Höhepunkt der Woche aber zweifelsohne der Dolmetschwettbewerb am letzten Tag. Acht Studentinnen wollten zeigen, wer die beste Übersetzerin unter ihnen ist. Aufgabe war es, einen dreiminütigen Kurzvortrag eines Muttersprachlers konsekutiv – das heißt Sinneinheit für Sinneinheit – zu übersetzen. Das Themenspektrum reichte dabei von der Wirtschaftskrise in Zypern bis hin zu Tabakkonsum in Deutschland.

Weitere, jedes Jahr wiederkehrende Elemente der Deutschen Woche, wurden dieses Jahr von den Tagen der Deutschen Kultur in Baschkortostan übernommen. Allen voran das stadtbekannte Filmfestival, sowie das deutsche Liederfest. Die „zweite“ deutsche Woche wurde feierlich im Kino „Rodina“ eröffnet. Gleich nach der Eröffnungsveranstaltung wurde der erste von fünf deutschen Filmen gezeigt: „Renn, wenn du kannst“. An den folgenden Abenden wurde in dem Kino jeweils ein anderer Film gespielt. Die Begeisterung der russischen Zuschauer zeigte sich an der stets guten Auslastung des Kinosaals. Die Untertitel zu einigen Filmen wurden von Mitarbeitern des Deutschen Lesesaals in wochenlanger Vorarbeit verfasst.

Höhepunkt der Tage der Deutschen Kultur war das Liederfestival. Aus ganz Baschkortostan waren die Teilnehmer angereist, um deutsche Lieder zu performen. Bei der Gala am Donnerstagabend durften aber nur die Besten auftreten, die bereits bei Vorentscheidungen von der aus DAAD-Lektoren bestehenden Jury ausgesucht worden waren. Neben selbstgeschriebenen Songs wurden vor allem herzzerreißende Balladen gesungen. Mit Abstand das beliebteste Lied war „Sonne in der Hand“, die Übersetzung eines russischen Pop-Schlagers. Sogar der deutsche Botschafter aus Moskau, Ulrich Brandenburg, war zum Gala-Abend anwesend und konnte den Gewinnersong „Pariser Tango“ hören. Er war mit einer Wirtschaftsdelegation nach Baschkortostan gekommen.

Abgeschlossen wurden die Tage der deutschen Kultur mit einem Workshop zur deutschen Lyrik. Angelika Schadeck, DAAD-Lektorin in Ufa und Organisatorin der Tage der Deutschen Kultur, zeigte sich im Resümee mit dem Verlauf der Woche sehr zufrieden. Ihre Hauptaufgabe sei es, für den Erhalt der deutschen Sprache in Baschkortostan zu kämpfen. Mit den Kulturtagen sei man einen großen Schritt in die richtige Richtung gegangen. Ob es im nächsten Jahr wieder eine Kooperation zwischen dem DAAD und dem Deutschlehrerverband geben wird, ist noch nicht bekannt.

David Witkowski, April 2013