Alle wissen, dass die deutschen Straßen eben wie Glas sind, dass es keine Geschwindigkeitsbeschränkungen gibt, und dass sich der Deutsche beim Fahren streng nach dem Gesetz richtet. Aber entspricht das denn auch der Realität?

Vor allem kann man die deutschen Straßen in zwei Typen einteilen: die Autobahn und alle anderen Straßen. Die Autobahnen sind echt eben und schnurrgerade, anders kann das auch nicht sein, da es wenig Geschwindigkeitsbeschränkungen gibt. Da kann man dann einen prachtvollen Ferrari oder Porsche sehen (und ihnen nachsehen:)), wie sie mit Vollgas dahinrasen. Es gibt sogar besondere Abteilungen in der Polizei, um solche Verbrecher auf den Autobahnen zu fangen. Glaubt mir: Der teuerste Porsche in den Polizeifarben grün-weiß, mit Blaulicht, hinterlässt großen Eindruck.

Natürlich wird die Geschwindigkeit mal kurzzeitig beschränkt: im Falle einer Panne, bei Straßenreparaturen, wegen des schlechten Wetters usw. Es ist verboten, auf den Autobahnen zu halten – absolut verboten. Solange das Auto noch fahren kann, hat man gefälligst auch zu fahren. Sehr streng werden Rechtsüberholer und gefährliches rücksichtsloses Fahren bestraft. Die Spuren sind nach der Geschwindigkeit gegliedert. Die rechte Spur ist Lkws, Touristenbussen (die anderen dürfen nicht auf die Autobahn) und jenen, die aus irgendwelchen Gründen nicht schneller als 100 km/h fahren können, vorbehalten.

Derjenige Polizei-Porsche

In Deutschland gibt es aber nicht nur Autobahnen. Es gibt sehr viele Straßen, Sträßchen und sogar „Autopfade“. Sie sind sehr unterschiedlich: Neben den breiten zwei- bis dreispurigen Straßen verlaufen schmale Asphaltstreifen im Weizenfeld, worauf zwei Pkws bereits Probleme beim Passieren haben, und sich in „blinden“ Kurven und auf unebener Oberfläche quälen. Ein echter Alptraum für Radfahrer sind gepflasterte Straßen. Mit hoher Geschwindigkeit darauf zu fahren, würde ich sogar meinem ärgsten Feind nicht wünschen, da rüttelt es einen ziemlich heftig durch. Und auch Autos können davon genug kriegen.

Jetzt ein paar Worte über den typischen deutschen Fahrer: Respekt vor dem Gesetz und Ordnungsliebe liegen dem Deutschen im Blut. Nicht nur Russen, sondern auch Italiener, Franzosen, fast alle Europäer, können nicht nachvollziehen, wie man an der Ampel bei Rot stehen kann, obwohl doch gar keine Autos zu sehen sind. Die Deutschen aber stehen und warten, bis es Grün wird. Wenn man schneller als erlaubt fährt, so macht man das dann aber noch sehr vorsichtig, das Limit nicht um mehr als zehn bis fünfzehn Stundenkilometer überschreitend. Betrunken setzt man sich nicht ans Steuer. Es ist Tatsache: Wenn man in Deutschland betrunken Rad fährt, kann man echt den Führerschein verlieren. Das bedeutet keinesfalls, dass die Deutschen „Engel“ am Steuer sind, es gibt hier sowohl „Amokfahrer“, als auch betrunkene Fahrer und hartnäckige Ordnungssünder, obwohl es davon nicht so viele gibt.

Zum Schluss sei noch angemerkt, wenn unsere Einheimischen nach Deutschland kommen, fangen sie an, sich höflicher, vorsichtiger und ordentlicher als zu Hause zu benehmen…

Andrey Vasiliev, Dmitriy Mukhametkulov, 12.07.2006