Über unsere Anfangsschwierigekeiten bezüglich des Jugendforums habe ich im letzten Artikel berichtet. Aber bei Anfangsschwierigekeiten blieb es nicht, zumindest nicht für uns. Die Vorbereitungen liefen schon seit Monaten und wir Deutschen arbeiteten natürlich alles, womit wir beauftragt wurden, sorgfältig und ausführlich aus, da uns gesagt wurde, dass wir beim deutsch–baschkirischen Jugendforum die deutsche Seite vertreten würden. So weit, so gut. Wir waren gut vorbereitet und gingen davon aus, dass wir uns gut einbringen können. Bis dann der Freitag kam.

Früh am Morgen, bereits 9 Uhr, trafen wir uns für das Kinderfest, welches 11:30 begann, um vor Ort alles aufzubauen und vorzubereiten. Auch wir Drei, mein Arbeitskollege Sergej, eine deutsche Studentin und ich wollten helfen und vor allem unsere Stände aufbauen. Aber wie wir es schon gewöhnt sind, konnte uns mal wieder keiner sagen, was, wie und wo. So standen wir eine Weile rum, wie bestellt und nicht abgeholt und wurden mit anspruchsvollen Aufgaben, wie Tür aufhalten beauftragt. Wir beschlossen noch etwas essen zu gehen.

Die Kinder, die aus Kinderheimen und Schulen kamen, mussten verschiedene Stationen durchlaufen und gewannen jeweils kleine Preise. Die zwei von uns geplanten Stationen waren der deutsche Beitrag zu diesem Kinderfest. Um so erstaunlicher war es für uns, als unsere Stationen nicht mehr unsere waren und wir wieder mal nur wie Zuschauer dabeistanden und zusahen, wie alles ganz anders, als von uns geplant, ablief. An sich hatten die Kinder jedoch Spass, und im Prinzip ist das ja das Entscheidende. Es wurde getanzt, gesungen und viel gelacht.

Der nächtse Programmpunkt war der erste der drei geplanten runden Tischen, mit dem Thema «Jugendliche auf dem Arbeitsmarkt». Dort blieben wir jedoch nicht sehr lange, da die Eröffnung des Forums, mit dem sächsischen Ministerpräsident Georg Milbradt als Ehrengast, lockte. Ihm wurde ein Empfang bereitet, sodass man sich wundert wie man das noch steigern könnte, wenn einmal der Papst zu Besuch kommen sollte. 😉 Nach der Eröffnung, die im Prinzip eine Aneinanderreihung von verschiedenen Reden war, ging unser Tag weiter mit den letzten beiden runden Tischen. Für den zweiten runden Tisch, mit den Themen «Freiwilligendienst» und «Jugendorganisationen», hatten wir sehr viel vorbereitet, da wir für alle Fragen gewappnet sein und Kontakte herstellen wollten. Wir wollten in der Lage sein, im Rahmen des Jugenforums, etwas zur Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Baschkortostan beitragen können. Die Zeit verstrich und jedes Mitglied des Tisches stellte sich und seine Organisation ausführlich vor, sodass dann 10 Minuten vor Schluss die Reihe an uns kam und ich es gerade noch schaffte zum Thema Freiwilligendienste die wichtigsten Stichpunkte vorzutragen und ein paar Fragen zu beantworten. Für mehr reichte es leider nicht, denn die Teilnehmer des nächsten runden Tisches standen schon vor der Tür. Zum Thema Jugendorganisationen hatten wir ein gesamtes Seminar ausgearbeitet, mit allen wichtigen Informationen und Kontaktadressen. Das einzige was wir zu diesem Thema letztendlich beitragen konnten war eine Broschüre, die wir vorbereitet hatten und unter den Teilnehmern verteilten.

Unser Gesamteindruck zu den runden Tischen war ein wenig enttäuschend. Wir hatten grosse Hoffnungen in das Jugendforum gesetzt, denn gerade hier, in Baschkortostan, ist das schon etwas Besonderes. Potenzial war viel da, die Themen waren sehr gut ausgewählt, interessant, brisant und aktuell. Nur leider war die Durchführung nicht optimal. Wir stellten uns konstruktive Diskussionsrunden vor, aus denen jeder etwas für sich mitnehmen kann, was die weitere Arbeit bereichert. Wie schon gesagt, nutzten die Teilnehmer unseres runden Tisches diesen stattdessen als Plattform, um sich zu präsentieren, Reklame zu machen, sich bekannter zu machen. Im Prinzip ist dem ja nichts entgegenzusetzen, aber wir hatten den Sinn anders verstanden. Vom Willen etwas über Andere zu erfahren oder zu lernen, war nicht wirklich viel zu spüren, genauso wenig, wie vom Interesse an Deutschland und der Zusammenarbeitmit deutschen Organisationen. Auch beim nächsten runden Tisch zum Thema «Drogen», war von einer Diskussion und Ergebnissen nicht viel zu spüren. Auf Fragen wurde teilweise nicht geantwortet, sondern ausgewichen oder die Frage wurde einfach <anders> verstanden.

Am Ende des Forums blieb bei mir Unverständnis zurück.

Warum sagt man uns, wir sollen uns vorbereiten, wenn unsere Informationen letztendlich keinen interessieren? Warum sagt man uns stattdessen nicht einfach, das nur deutsche Statisten benötigt werden? Wir hätten uns eine Menge Arbeit sparen können. War der Verlauf von Anfang an so geplant gewesen? War das alles nur blöd gelaufen oder war es bewusst geplant, dass wir kaum zu Wort kommen? Warum redet man im Beisein von Deutschen über Deutschland ohne die Deutschen selbst mal zu fragen? Wieviel muss eigentlich schief laufen, damit unsere Dolmetscherin sich am Ende für unsere Hilfe bedankt, weil es kein anderer getan hat?

Natürlich haben wir keinen roten Teppich erwartet. Aber wenn unser Engagement gewünscht wird, wir dafür jedoch nicht einmal ein Danke oder Interesse ernten, oder uns unsere Arbeit einfach aus den Händen genommen wird und als die eigene ausgegeben wird und wir stattdessen Türen aufhalten dürfen, Mitarbeiterschilder an alle, ausser an uns Deutsche verteilt werden, dann sollten die Organisatoren wirklich einmal darüber nachdenken, wie lange Deutsche noch bei solchen Veranstaltungen teilnehmen werden.

Dass bei der russischen Organisation und den Veranstaltungen nicht immer alles so läuft, wie es geplant ist, oder man es sich vorstellt, sind wir inzwischen schon gewöhnt und ist auch verständlich. Aber dieses Forum hat mich, was das Soziale anbelangt, enttäuscht. Vielleicht war das alles nicht gewollt und eine Verkettung ungünstiger Umstände, aber man sollte demnächst mehr auf das Preis–Leistungsverhältnis achten. Natürlich habe ich das Forum jetzt nur aus einem Blickwinkel, nämlich aus meinem betrachtet. Politisch war es ein Erfolg und auch für die Region hier sehr wertvoll. Es war ein Anfang, und es sollte auf alle Fälle daran angeknüpft werden.

Abgerundet wurde das Forum von Auftritten deutscher DJs, die die Menge erst unter freiem Himmel anheizten und dann weiter durch die Clubs Ufas zogen, um den Tag gebührend ausklingen zu lassen.

Katrin Hennig