In Russland hat man heutzutage genau so viele Möglichkeiten sein Eigenheim zu gestalten wie in Deutschland. Das Angebot reicht von kleinen 1 Zimmer Wohnungen bis hin zu riesigen Appartements mit über 300m² Wohnfläche. Je nach dem was der Geldbeutel hergibt versteht sich.

Als ich und David nach Ufa kamen, waren unsere Ansprüche an unsere erste Wohnung nicht gerade sehr hoch und genau so sah die Wohnung dann auch aus. Das jüngste Möbelstück war ca. 30 Jahre alt und egal was man tat, die Wohnung hat es mit diversen Geräuschen, sei es ein Quietschen oder Knarren, spielerisch untermalt.

Besonders interessant war für mich die Sache mit der Warmwasserversorgung, da der gasbetriebene Durchlauferhitzer mit den Jahren seinen eigenen Charakter entwickelt hat. Manchmal lief alles super, ein anderes Mal sprang er nicht an und manchmal wollte er danach einfach nicht aus gehen.

Für uns war diese Wohnung eine typisch russische Wohnung und wir dachten, dass fast alle so aussehen würden. Falsch gedacht. Jeder Einzelne, der zu uns zu Besuch kam, fragte uns wie wir hier nur leben können.

Mit der Zeit haben wir uns dann langsam an die recht spartanischen Umstände gewöhnt und begannen auch schnell es uns mit einiger Dekoration gemütlich zu machen. Als wir eines Abends die Abstellkammer durchsuchten fanden wir ca. 50 alte Schallplatten aus den Zeiten der Sowjetunion und ich wusste genau was ich damit machen wollte.

Also haben wir sie kurzer Hand einfach an die Wand genagelt.

Wir hatten im Laufe der letzten Monate aber auch einige Probleme mit der Wohnung. Nach den ersten Wochen ist uns das Schloss der Wohnungstür kaputt gegangen und wir mussten nachts 2 Stunden herumprobieren, bis wir die Tür endlich wieder auf bekommen haben. Das weitaus größere Problem war jedoch, dass der Durchlauferhitzer für das Wasser kaputt gegangen ist. Wir mussten 2 Wochen auf warmes Wasser verzichten und das Wasser war so kalt, dass es sogar weh tat wenn es auf den Körper traf.

Deshalb beschloss ich, für die Zeit nach Davids Abreise, mir eine neue Bleibe zu suchen. Ich hatte einige Ideen, wo ich hin könnte. So überlegte ich zum Beispiel, für einige Wochen zu einer Familie zu ziehen um mehr über das Zusammenleben in russischen Familien zu lernen, oder mit anderen Russen zusammen zu ziehen, die in meinem Alter sind.

Ich entschied mich letztendlich für letzteres und begann mich zu erkundigen wer darauf Lust hat und fand auch schnell die perfekte Lösung.

Einer meiner Freunde erzählte mir, dass er ein Hostel in Ufa eröffnen möchte und wenn ich wollte könnte ich in eins der Zimmer ziehen. Ich überlegte nicht lang und vier Tage später waren dann alle meine Sachen in der neuen Wohnung. Die Wohnung ist das komplette Gegenteil der alten. Sie ist sehr luxuriös eingerichtet und fast vier mal größer als die Alte. Die ersten Tage waren recht merkwürdig, da ich mir keine Gedanken mehr machen musste ob etwas funktioniert oder nicht und außerdem gab es nichts mehr was ungewollte Geräusche machen konnte. Aber bei weitem das Beste an der gesamten Wohnung waren die Badezimmer: eins mit Sauna und eins mit Jacuzzi.

Das wird aber nicht der letzte Umzug für mich in Russland gewesen sein, da ich schon wieder neue Pläne und Angebote habe, von Leuten die mir angeboten haben mit mir zu wohnen. Daher wird dies auch nicht der einzige Artikel über die Wohnverhältnisse in Russland sein. Wie es weiter geht wird die Zeit zeigen.

Pascal Hellfritsch, August 2013