In jedem Land ist alles anders, als in den anderen – das habe ich schon 2010 bemerkt, als ich in Deutschland gewesen bin.

Als ich zum ersten Mal in Deutschland in einen Supermarkt ging, war ich total überrascht. Das gesamte Obst und Gemüse sah wie gemalt aus.  Die Kartoffeln waren schon geschält, gewaschen und verpackt. Alle hatten gleiche Form. Bei den Äpfeln war es genauso – sie waren alle gleich groß und hatten die gleiche Farbe. Da dachte ich mir nur: „JA, Vera, das ist Europa! Hier isst man nur ausgewählte Produkte!“.

Vor 2-3 Jahren begann man auch in Ufa große Einkaufszentren zu bauen und saubere geschälte Kartoffeln und glänzende gleichförmige Äpfel zu verkaufen. Es schien, als ob Europa jetzt auch Ufa erreicht hat.

Als ich klein war, aß ich Äpfel und Birnen vom Baum aus Omas Garten. Ich legte keinen Wert auf die Schönheit der Früchte oder auf deren Form. Meine Eltern und ich pflanzten Kartoffeln, pflückten Erdbeeren, die wir selbst gezüchtet hatten. Das alles konnten wir im Prinzip in jedem Obst- und Gemüseladen kaufen, aber wir machten es selbst! Denn es hat mehr Wert, weil meine Eltern all ihre Kräfte, alle Freizeit opferten um das alles anzupflanzen.

Als ich auf einem Seminar in Berlin war, sahen wir einen Dokumentarfilm über Bauern, die Obst und Gemüse anbauten. Die meisten Bauern sind sehr betrübt, dass die Mehrheit der EU-Bürger nur ausgewählte Produkte kauft. Beim Kauf entscheiden oft die Größe und die Farbe. Viel von dem Obst und Gemüse wird weggeworfen oder verfault, weil es nicht die richtige Größe hat oder nicht schön genug ist.

Mir ist es ganz egal, wie groß eine Kartoffel ist, ich esse sie, weil ich Hunger habe. Es gibt viele Menschen in Afrika, die von einer kleinen unschönen Kartoffel, einem Apfel oder einer Birne träumen….aber nichts davon zum Essen haben.

Und auf einem anderen Kontinent leben Menschen, die sich ihre Lebensmittel nach der Größe, der Form und der Farbe aussuchen. Für die pflanzt man sogar gelbe und viereckige Wassermelonen!

Was ist denn auf unserer Welt los? Haben wir denn den Verstand verloren?

Ich wünsche mir sehr, dass man in Russland weiter „normales“ Obst und Gemüse verkauft und wir, Russen, dann dafür dankbar sind, dass wir diese Produkte kaufen und essen können!

Es freut mich, dass die EU ihr Problem erkannt hat und hoffe, dass man in Zukunft andere Prioritäten setzt.

Mit dieser Hoffnung in die Zukunft….

Vera Tokareva / Übersetzt von Alöna Mironowa, Juni 2014