Das deutsche Auto – für einen Russen und für jeden, der etwas von guten Autos versteht, sind deutsche Fahrzeuge wirklich klasse! Bestimmt sind die Autos der italienischen Herstellung sportlich und dynamisch, der amerikanischen groß und komfortabel, der französischen schön und der chinesischen günstig. Aber ideal proportioniert sind nur deutsche Autos. Hier ist jede Marke eine Legende: geniale Gründerväter, Siege in Rallys und Weltrennen verschiedener Niveaus, innovative Ingenieurlösungen und eine fortwährende deutsche Qualität. Opel und Volkswagen, Audi und BMW, Mercedes und Porsche.

Jedoch kann man oft in Deutschland Autos aus dem Ausland treffen; zum Beispiel aus England, Frankreich, Spanien, Italien, Japan und Amerika, manchmal sogar aus Korea und China – bei der Herstellerland-Analyse des Autobahnstroms bekommt man eine vollwertige Weltkarte!

Und so entsteht eine Frage: warum kaufen die Menschen, bei denen die Produktion der besten Autokonzerne sozusagen vor der Tür stattfindet, „Ausländer“? Wovon lassen sich leiten? Was für Auswahlkriterien bei Farbe, Marke und Form haben sie? Aus einer Kontrollaktion auf den Straßen von Halle zog ich ein bestimmtes Fazit und dass Halle eine durchschnittliche Stadt im Herzen Deutschlands ist, war eine notwendige Bedingung. Die Straßen von Berlin, oder einer beliebigen Herstellerstadt, zum Beispiel Ingolstadt oder Wolfsburg, bieten kein objektives Bild im Vergleich zu Halles Fahrbahnen.

Nach einer willkürlichen Auswahl habe ich 250 Autos verschiedener Marken, Farben und Körper analysiert. Dafür habe ich 6 Stunden lang die Hauptstraßen der Stadt beobachtet. Am häufigsten sah ich die Vierradwagen von Volkswagen (20,4%) , Mercedes (7,2%), Ford (7,2%), Toyota (6,8%), Renault (6,8%), Opel (6,4%), Audi (5,2%), BMW (5,2%), Fiat (4,8%), Skoda (4,4%) und Mazda (3,6%). 2 % erhielten Mini, Citroen, Honda, Nissan, Seat und Suzuki. Selten, aber trotzdem, gab es solche Marken wie Kia (1,6%), Volvo (1,6%), Uz Daewoo(1,2%) Peugeot (1,2%), Mitsubishi (1,2%), Smart
(1,2%), Hyundai (0,8%), Alfa Romeo(0,4%) und Acura (0,4%). Hierbei ist zu bemerken, dass ein Drittel der Autos grau waren, jedes zehntes blau oder rot, noch weniger schwarz und grün, und sehr selten ein gelbes Auto zu sehen ist. Was die Art der Form betrifft, sind Schrägheck und Coupe in Halle am beliebtesten. Dreimal sah ich ein Kabriolett. Die mächtigen Allradtriebfahrzeuge, die in der Partnerstadt Ufa so populär sind, auch Kombiwagen und Sedan betragen nur 35 % von den protokollarischen Autos.

Dieses Ergebnis zeugt davon, dass die typischen „Amerikaner“(Ford ist doch das erste klassische Auto in der Geschichte), sachliche „Japaner“ und robuste “Franzosen“ hier in Ehren stehen. Diese unpatriotische Investition in die Autoindustrie kann man damit erklären, dass bei einer Autowahl vorrangig wichtig sind: die Kosten (der Preis des Autos, der Versicherung, des Services, des Brennstoffverbrauchs und so weiter), die Größe (es ist von Bedeutung, dass es genug Platz für die ganze Familie gibt, dass man eine kleine Gasse entlang fahren kann und es leicht ist einen Parkplatz zu finden) und die Funktionsvielfalt. So ist Renault mit allem Zubehör besser und billiger als ein Standard-Volkswagen. Mir scheint, dass alles, was in Deutschland produziert wurde, ein bisschen teurer ist als importierte Ware. Das gilt für Äpfel, Möbel und auch Autos.

Interessanter Weise bemerkte ich in den ersten Tagen in Halle nur Smarts. Dieses Land schien mir ein Reich der zweitürigen (bestenfalls dreitürigen) Kleinwagen zu sein. Die praktischen und pathoslosen Deutschen brauchen keinen sperrigen Haufen Eisen, der 10 Liter Benzin pro 100 Kilometer frisst, um zur Arbeit zu fahren. Nur Gas, Bremse und Verbrennungsmotor. Je weniger Platz das Auto benötigt, desto besser.

Und obwohl Volkswagen außer Konkurrenz und Zeit ist, es nichts Besseres als Mercedes und nichts Solideres als Audi gibt, wählen die Menschen einfache Autos ohne den Zusatz „allerbestes“. Denn am Ende ist das Auto in Deutschland nur ein Mittel zur Fortbewegung.

Julia Baydzhanova, Februar 2010